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Der Bavariapark
Im vornehmen Damensitz thront die Schöne aus weißem Stein auf einem gebeugten Einhorn. Ein Tuch bedeckt ihre Blöße nur angedeutet; ihr langes gelocktes Haar wallt verspielt über ihren linken Arm. In der rechten Hand hält sie einen Spiegel, dem sich ihr Blick jedoch gar nicht zuwendet, als wisse sie bereits von ihrer Anmut. Das Einhorn, das edelste aller Fabeltiere, scheint für ihren müßigen Moment still zu halten und biegt den steinernen Hals und das gewundene Horn nach unten.
Die Steinskulpturen im Bavariapark
Dieses wunderbare Steinbild von Hermann Hahn heißt bezeichnender Weise „Schönheit“ und befindet sich im Münchner Bavaria-Park. Direkt hinter der berühmten, 200 Zentner schweren Bavaria-Statue auf der Theresienwiese weitet er sich ganz ungeahnt. Ich umrunde die imposante Bavaria und finde eine sieben Hektar große, satte Rasenfläche, umrundet von einem gekiesten Spazierweg. Auf der Wiese spielen Kinder Fußball, ein Bub mit schwarzen Locken hängt sich an einen herunterhängenden Ast der den Park umgebenden alten Eichen. Ich schmunzle, als ich einen Großvater sehe, der einen ganz Kleinen an den beiden Händen hält und mit ihm seine ersten mutigen Schritte über die Wiese des Bavaria-Parks übt.
Schönheit, Fantasie, Reichtum und Kraft
Ich löse mich von dem Anblick dieser friedlichen Szenen und umrunde den Park auf dem Kiesweg. Es riecht nach Grün. Als wäre gerade eine Wiese frisch gemäht worden. Auf meinem Rundgang sehe ich immer wieder hellen Stein durch das duftende Grün der Bäume blitzen: Neben der Skulptur „Schönheit“ bewundere ich die mit Namen „Fantasie“, dargestellt durch eine junge Frau, die sich auf einem aufbäumendem Pferd hält – die wilde, nicht zu bändigende Fantasie des Menschen? Das Steinbild „Kraft“ zeigt Herkules, der einen wilden, dickköpfigen Stier zähmt, und „Reichtum“ zeigt ungewöhnlicher Weise einen Jüngling auf einer Seekuh. Steht ihre Fülle hier möglichweise für Wohlstand, wie bei einer dickbäuchigen Buddhafigur?
Verwunschen wirken sie, diese überlebensgroßen Steinstatuen, so versteckt und eingewachsen zwischen den alten Eichen…
Spazierpark für einen König
Der Bavaria-Park, oder wie er früher genannt wurde „Theresienhain“, wurde in der Mitte des 19. Jahrhundert angelegt. Lange war diese verwunschene Anlage nur für König Ludwig I allein zugänglich gewesen. Ich stelle mir vor, wie er unter genau den schweren Eichen gelustwandelt ist, unter denen ich heute spaziere. Worüber er wohl nachgedacht haben mag, als er die beindruckenden Steinfiguren betrachtet hatte. Und ob der Bavaria-Park vor über 100 Jahren auf unseren König damals eine ebenso beruhigende Wirkung gehabt hatte, wie er sie heute in mir auslöst …
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