Als der Schreiner Gilles de Wanlin im Jahre 1609 im flandrischen Foy-Notre-Dame eine Eiche fällte, staunte er nicht schlechte, als er im Inneren des Stammes eine Statue der Muttergottes samt Christuskind freilegte. Dieses Wunder sprach sich bald herum und bald wurde der Ort zu einem Wallfahrtsort der marianischen Verehrung.
Das Wunder von Foy
Anstatt simple Möbel aus dem geschlagenen Holz zu zimmern, zerteilte man das Eichenholz in Stücke unterschiedlicher Größe und verschenkte sie, vornehmlich an besondere Persönlichkeiten des geistlichen und weltlichen Standes. Die Bedingung: Aus diesem Holz müsse ein Ebenbild der in der auf wundersame Weise im Eichenholz eingeschlossenen Madonna gefertigt werden.
Ein Hofbildhauer erschafft ein Meisterwerk
Am 6. August 1628 schenkte der Kölner Kurfürst und Erzbischof Ferdinand, ein Bruder des bayerischen Kurfürsten Maximilian I., der Marianischen Männerkongregation der Jesuiten in München ein Stück dieser heiligen Eiche. Hans Krumper, seines Zeichens Hofbildhauer, schuf daraus eine weitere Foyensische Muttergottes, die bis zum heutigen Tage in der Bürgersaalkirche in Ehren gehalten wird.
Dieses kostbare Standbild ist das älteste in der Bürgersaalkiche aufbewahrte Kleinod und wird wegen seiner dunklen Färbung auch die „Feuermadonna“ genannt.
Die Bürgersaalkirche
Zwischen dem ehemaligen Jesuitenkolleg mit seiner Kirche St. Michael und dem Karlstor am Stachus liegt die Bürgersaalkirche. Für so manchen Dahineilenden bleibt sie trotz ihrer schmucken, aber schlichten Fassade unsichtbar, denn sie ist fest eingebaut in die Häuserzeile und drängt sich dem Betrachter kaum auf. Hier befand sich seit dem 17. Jahrhundert der Versammlungsraum, der Bürgersaal, einer Vereinigung katholischer Männer, die sich „Marianischen Kongregation der Herren und Bürger zu Unserer Lieben Frauen Verkündigung“ nannten.
Ein Ort tiefer Marienfrömmigkeit
Alles an dieser Kirche atmet die feierliche Verehrung der Muttergottes, angefangen von der wahrlich wie ein Festsaal geschmückten Oberkirche, in die man gelangt, nachdem man an wunderschönen Schutzmantelmadonnen die Treppen links oder rechts hinaufsteigt, bis hin zum in mystisches Licht getauchten Sakralbau der Unterkirche, in deren Herzen eine Himmelskönigin thront. Zu ihren Füßen ruht der selige Pater Rupert Mayer, der seinen Mut im Anprangern der Unmenschlichkeit des Naziregimes mit einer Inhaftierung im Konzentrationslager büßen musste.
Wer heute in die Bürgersaalkirche eintaucht, vielleicht zu einer kleinen Andacht oder einfach um die Kunstschätze im Museum zu bestaunen, der wird einen Ort vorfinden, an dem jenseits vom Lärm der Fußgängerzone Schutz und Geborgenheit zu finden ist, an dem das unruhige Herz Ruhe zu finden vermag.