Der Alte Peter in München
Sankt Peter, deren Turm im Volksmund auch „der Alte Peter“ genannt wird, ist die älteste Pfarrkirche in ganz München: schon im 12. Jahrhundert ist sie erstmals erwähnt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche so stark beschädigt, dass nur noch der Turmstumpf und Reste des Chores aus dem Boden ragten. Die Überreste sollten ganz dem Erdboden gleichgemacht werden. München ohne den Alten Peter? Undenkbar für die Bewohner der Stadt! In einer riesigen Demonstration und Spendenaktion setzten sich die Münchner Bürger für den Wiederaufbau ihrer Kirche ein. Und so können wir ihn heute wieder bewundern, mit allen seinen Besonderheiten:
Petrus als Wettergott?
Sankt Peter ist nach dem Apostel Petrus benannt. Wisst ihr, weshalb man Petrus mit dem Wetter in Verbindung bringt? Man bei Sonnenschein sagt, Petrus hätte es gut mit uns gemeint? Eigentlich war in den Vorstellungen der Menschen der heidnische Gott Donar für das Wetter zuständig – nach ihm ist unser heutiger Donnerstag benannt. Als der heidnische Glauben vom christlichen abgelöst wurde, hat man die Eigenschaften des ersten heidnischen Gottes Donar einfach auf den ersten christlichen Apostel übertragen. Tatsächlich aber schlagen in den Alten Peter besonders häufig Blitze ein, was er sicher dem Umstand zu verdanken hat, dass er sich auf der höchsten Erhebung in der Altstadt befindet, dem Petersbergl. Dieses „Bergl“ war daher vermutlich bereits vor der Errichtung der Kirche ein vorchristlicher Kultplatz.
Papstkrönung in München!
Wer schon einmal auf dem Petersplatz in Rom war, kennt den beindruckenden Obelisken am Platz. Die Spitze des Alten Peter ähnelt diesem Obelisken und stellt daher eine Verbindung nach Rom dar. Außerdem gibt es im Alten Peter eine eigene Papstkrönung. Bevor die Menschen sich über Fernsehen, Radio oder Internet informieren konnten, wurde in München ein Brauch vollzogen, damit alle Münchner genau Bescheid wussten, was in Rom vor sich ging: Der Petrusfigur in der Kirche wurde die Tiara abgenommen, wenn Rom gerade keinen Papst hatte, wenn sie aufgesetzt wurde, wusste man: Habemus Papam! Noch heute wird dies so gehandhabt – zuletzt beim Rücktritt von Benedikt XVII.
Der Alte Peter und der Teufel
Dort, wo heute die Aussichtsgalerie mit der wohl schönsten Aussicht über München die Menschen verlockt, die 306 Stufen zu überwinden, befand sich einst die Stube des Türmers. Er hatte die Stadt zu beschützen – vor allem vor sich anbahnenden Stadtbränden.
In einer Nacht trug sich etwas Eigenartiges zu. Der Leibhaftige höchstpersönlich kam nach München gebraust, nur eines im Sinn: den Alten Peter zu zerstören. Gut, dass in jener Nacht der wohl mutigste Turmwächter aus ganz München im Alten Peter wachte! Als der den Teufel anrauschen sah, griff er todesmutig nach dem Kruzifix an der Wand. Kaum war der Teufel am Turm angelangt, fing er sich schon den ersten Schlag ein. Teufel und Turmwächter lieferten sich ein wildes Gefecht, und tatsächlich: Der Teufel musste sich ergeben und trat die Flucht an. Doch nicht, ohne dem Turm einen wütenden Tritt zu verpassen – daher, so erzählen sich die Münchner, ist das Kreuz auf der Turmspitze um 90° verdreht, zeigt also nicht von West nach Ost, sondern von Nord nach Süd, und: der gesamte Turm sitzt schief auf dem Alten Peter!
Das wundervolle Glas
Die Wahrheit ist, dass der Westwind immer stärker gegen das Kreuz drückte und es langsam verbog. Um die Gefahr eines Absturzes auf das Kirchenschiff zu bannen, wurde es unter König Ludwig II. bei einer Turmrenovierung quer zur Windrichtung gedreht. Allerdings ereignete sich im Rahmen des anschließenden Richtfestes ein wirkliches Wunder: Der Spenglergeselle Lorenz Wach sprach den Trinkspruch in Turmeshöhe und warf, wie es der Brauch verlangt, das leere Glas hinab. Doch dieses landete unversehrt auf dem Boden! Noch heute wird dieses Gefäß im Kirchenschatz aufbewahrt.