Das Haus des Henkers
Etwa an der Stelle, an der heute die Gebäude der so genannten „Blumenschule“ stehen, stand einst das Haus des Münchner Henkers, nahe an der alten Stadtmauer und dem Sendlinger Tor. Noch heute eine eher unheimliche Gegend …
Die Folteranweisungen aus dem Hexenhammer führte der Henker der Stadt aus. Denn der musste nicht nur Menschen hinrichten, auch andere Tätigkeiten, die nichts für schwache Nerven waren, gehörten zu seinem Aufgabenbereich: Das Reinigen von Gefängnissen, Kastration von Tieren, das Töten von herumstreunenden Hunden und eben Foltermaßnahmen für Hexen und anderer des Verbrechens bezichtigter Leute. Er wurde von den übrigen Einwohnern geächtet. Mit jemandem, der solch grausige Taten durchführt, wollte man nichts zu tun haben.
Andererseits hatte der Henker ein ausgeprägtes Wissen über die Anatomie des Menschen, wusste er doch am besten, welche Gliedmaßen wie am besten ausgerenkt und – die Folter sollte ja lange herausgezogen werden – wieder eingerenkt werden konnten. So kam es vor, dass die Menschen oft Schlange vor seinem Haus in der Nähe der heutigen Blumenschule standen, um sich seinen medizinischen Rat einholen zu können. So erwirtschaftete er sich einen kleinen Nebenverdienst. Oft wurde dieser in Alkoholkonsum investiert – viele Henker sind dem Alkohol verfallen gewesen, wohl, um ihren „Beruf“ ertragen zu können.
Die glühende Faust
Direkt über dem Henkershaus ragte, das an die Stadtmauer gebaut war, war eins ein Türmchen sehen, dessen Spitze so geformt war, dass sie wie eine sich in den Himmel reckenden Faust aussah. Darum nannte man es das Fausttürmchen.
Es heißt, dass ein Raubritter einst einen Ratsherren bestach, ihm heimlich nachts das Stadttor zu öffnen. Doch der Plan flog auf. Der Verräter wurde verhaftet und zum Tode verurteilt. Man mauerte ihn lebendig in die Stadtmauer ein und krönte den Turm, in dem er seinen Tod fand, als warnendes Zeichen mit einer drohenden Faust.
Das Häuschen des Scharfrichters, das sich genau darunter befand, wurde seither von einem unheimlichen Spuk heimgesucht. Es heißt, dass Schlag Mitternacht die Faust auf dem Türmchen rot zu glühen begann, immer wenn ein Unschuldiger hingerichtet worden war. Gleichzeitig hörte der Henker drei schwere Schläge an seiner Türe. Dieser eilte dann am nächsten Morgen zum Rat der Stadt und berichtete, was vorgefallen ist. Daraufhin verkündete man offiziell die Unschuld des Hingerichteten, ging in die Kirche, um für die arme Seele zu beten …
Weder von der Stadtmauer, noch dem Türmchen und schon gar vom Haus des Henkers ist heute etwas zu sehen. Noch heute aber soll man des Nachts das Jammern und Wehklagen des Patriziers am östlichen Turms des Sendlinger Tors hören können. Die Spitze des unheimliche Fausttürmchen hat die Zeiten überdauert und wird als Artefakt im Stadtmuseum aufbewahrt. Dort ist es auch zu. besichtigen …