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Perchta – die Göttin der Raunächte
Mit dem Abend auf den 6. Januar beginnt die letzte Raunacht. Einerseits ist es die Nacht auf den Tag der Heiligen Drei Könige, andererseits gilt sie als die schlimmste Raunacht, denn nun trumpft die Göttin der Raunächte noch einmal auf: Perchta-Nacht!
Perchta – die Glänzende
Perchta, Berchta, Berscht und nicht zuletzt Frau Holle – die Frau Percht besitzt viele Namen. Das Wort ist möglicherweise eine Ableitung des althochdeutschen „perath“, was soviel wie „hell“ oder „glänzend“ bedeutet. Einer anderen Vermutung zufolge ist der Name Percht/Perchta keltischen Ursprungs.
Dabei finden sich nicht nur vielfältige Interpretationen über die Herkunft des Namens, sondern auch vielseitige Vorstellungen über die Gestalt der Perchta.
Zum einen wird sie als ein hässliches altes Weib, in Lumpen und Tierfelle gehüllt, mit Runzeln und langen Zähnen, beschrieben. Zum anderen aber auch als wunderschöne junge und verführerische Frau, die aus sich selbst heraus zu leuchten scheint.
Was ist sie denn nun, die Percht? Ein hexenartiges Wesen oder eine Göttin?
Erinnerung an eine Göttin
Den alpenländischen Traditionen zufolge ist sie wohl beides und sie vereint sowohl das Schöne, Helle und Gute, als auch das Dunkle und Böse, oder „Schiache“ wie es im Dialekt heißt. Im Alpenraum finden sich deshalb die bösen Schiachperchten, die vorwiegend Abends und Nachts ihr Unwesen treiben und die guten Schönperchten, die tagsüber den Dorfbewohnern Glück und Segen spenden.
Vermutlich vermengt sich in der Gestalt der Perchta die germanische Göttin Frigg mit Fruchtbarkeitsgöttinnen verschiedener Kulturen, wie den antiken Göttinnen Demeter und Ceres oder auch die germanische Unterweltgöttin Hel, deren Züge die dunkle Seite der Perchta trägt. So verkörpert die hässliche Variante der Percht den unheimlichen und zerstörerischen Aspekt der Unterweltgöttin.
Die Schöne und das „Schiache“
Häufig werden der dunklen Percht auch tierische Attribute zugerechnet und die „schiache Percht“ wird mancherorts gar mit einem Saurüssel, einem Pferdekopf oder wenigstens mit Hufen dargestellt. Manchmal lugt ein Echsen- oder Drachenschweif aus ihrem zerlumpten Gewand hervor. Zuweilen führt sie Kuhschellen, Mist- oder Ofengabeln, aber auch Spindel und Garnknäuel mit sich. Die Beifügungen deuten auf das Wilde, Ungezähmte und Ursprüngliche hin, das der Percht zu eigen ist.
Die schöne Percht wird mit einem strahlenden Sonnengesicht dargestellt und tritt reich geschmückt auf. Mit allerlei Zierrat und manchmal auch mit Spiegeln und Glöckchen behängt, verteilen Schönperchten gute Gaben in Form von Bäckereien und Nüssen, die sie in Körben tragen.
Die strafende Hexe
Doch der bösen Percht wird Schlimmes nachgesagt. Sie soll echte Grausamkeiten gegen jene verüben, von denen sie sich beleidigt fühlt oder die Böses im Schilde führen. Da sind Albträume, die sie den Ungehorsamen beschert, noch das Harmloseste. Denn ihr Atem gilt als tödlich und ihr Blick macht blind.
Zudem mischt sie sich in das Hauswesen ein und verfolgt pedantisch jede Nachlässigkeit, die sie mit drastischen Strafen ahndet. So ist jeder gut beraten, sich an die Gebote der Percht zu halten und über das Jahr hinweg gute Taten zu verüben. Denn wenn die Percht erst wütet, dann helfen weder Gebete noch Bannsprüche.
Die Perchten
Natürlich tritt Frau Percht nicht alleine auf. Stets erscheint sie in Begleitung. Die Zusammensetzung ihres Gefolges bildet dabei die beiden Seiten der Percht ab. Denn einerseits erscheint sie in unheimlicher Gesellschaft von Hexen, Druden, Gespenstern und Dämonen. Andererseits gehören zu ihrer Jagdgesellschaft auch sieben kleine Hündchen, die sie der Sage nach aus einem Brunnen trinken lässt und ein Zug von ungetauft verstorbenen Kindern – die Heimchen, derer sich die Percht liebevoll schützend annimmt. Das Perchtgefolge tritt häufig in Gruppen von sieben bis zwölf auf. Zahlenmystik, die bei der Percht immer eine große Rolle spielt.
In vielen Sagen um Frau Percht geht es um die Heimchen, die ungetauft verstorbenen Kinder, welche als Grillen wiederkehren und als Naturgeister die Flure und Felder der Menschen bewässern, während Frau Percht unter der Erde mit ihrem Pflug ackert. Perchta ist sich die Beschützerin der Bewohner von Haus und Hof. In vielen Sagen kommt dieser schützende Aspekt der Perchta zum Ausdruck. Frauen, Kinder und alle Schwachen stehen unter ihrem Schutz. So soll sie des nächtens mit den Ärmsten von Haus zu Haus ziehend gesehen worden sein, damit diese sich satt essen konnten. Wenn sie jedoch nicht mit Respekt behandelt wird, dann verlässt sie die Gegend, über die sie einst eine schützende Hand gehalten hat – und verschwindet für immer. Glück und Wohlstand aber gehen zusammen mit ihr verloren.
Die Rache der Perchta
Es ist die Zeit zwischen Weihnacht und Dreikönig, in der die Percht umgeht. Frau Percht achtet in diesen Tagen streng auf die Einhaltung ihrer Gebote und jeder tut gut daran, die Regeln einzuhalten.
- Jenen, die am Perchttag keinen Mohn gegessen haben, schneidet sie erbarmungslos den Bauch auf und stopft ihn mit Sägespänen oder Stroh voll.
- In alter Zeit legte Frau Percht besonders viel Wert auf die Ordnung in den Spinnstuben.
- Wehe der Spinnerin, die da noch Werg am Spinnrocken hängen hatte. Dieser wickelte sie das Werg um den Finger und verbrannte es anschließend direkt auf der Haut. Wer es jedoch wagte, noch zu spinnen, der lief Gefahr, bei lebendigem Leib von Frau Percht zerissen zu werden.
- Auch besonders fleißige Hausfrauen, die am Samstag und nach Feierabend noch am Fluss Wäsche wuschen, bekamen ihr Fett weg und wurden vom Anblick der fürchterlichen Percht erschreckt.
- Wo nicht geräuchert wurde, da holte sie die Bewohner aus dem Haus und schleifte sie über Stock und Stein, bis sie endlich tot waren und ungezogenen Kindern brachte sie mit brachialer Gewalt Manieren bei, indem sie mit ihnen über Zäune oder sogar Bäume sprang.
- Auch ganze Dörfer konnten den Zorn der Perchta zu spüren bekommen. Bisweilen spannte sie eine Kette um die gesamte Siedlung und niemand konnte hinein oder hinaus gelangen.
Der Segen der Perchta
Doch jene die sich an ihre Gebote hielten, wurden von Frau Percht belohnt. So heißt es, wer Frau Percht dabei hilft, ihren Pflug oder das Rad ihres Wagens auszubessern, der erhält dafür Spanlohn, der zu Gold wird.
Deshalb werden vielerorts auch Gaben wie Speck, Brot oder eine Schüssel voll Milch vor das Haus gestelllt in der Hoffnung, Frau Percht und ihr Gefolge würden sich daran gütlich tun. Findet sich die Milch am anderen Tag leer getrunken, verheißt das ein glückliches neues Jahr oder auch Kindersegen.
Auch Bier soll die Perchta lieben und alte Sagen erzählen von Zechern, denen sie das Bier aus dem Krug getrunken haben soll. Geschieht dies, so wird er sich über das ganze Jahr hinweg immer wieder neu füllen.
Überhaupt zeigt sich Frau Percht sehr großzügig gegenüber jenen, die ihr Ehre erweisen und beschenkt sie mit einem goldenen Flachsknoten oder mit Goldstücken am Grunde eines Eimers.
Als Clubmitglied hörst du hier exklusiv die schönsten Sagen um die Göttin Perchta. Außerdem gibt es den Beitrag auch als Podcast zum Nachhören.
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