5 // Der König der Herzen vor der Oper
„Das Herz ist ein König, der alles weiß und alles besitzt.
Der Kopf ist nur sein Palast.“
Dhan Gopal Mukerdshi
Max I. Joseph, hier seine Statue vor dem Nationaltheater, wurde auch König der Herzen genannt, weil er so beliebt beim Volke war.
Das Geheimnis des Königs der Herzen
Die Statue des ersten Königs von Bayern ist an prominenter Stelle zu finden. Im mit Isarkieseln gepflasterten Rund vor der Staatsoper nimmt es die Mitte ein. Mit erhobener Hand blickt er Richtung Sonnenuntergang. Das Szepter liegt eher leger denn fest in seiner Hand, ruht fast in seinem Schoß. Doch außer diesem königlichen Attribut erinnert nichts daran, dass es sich um einen Monarchen handelt. Nicht einmal eine Krone trägt er. Und das hat er zu Lebzeiten auch nicht. Denn: Max I. Joseph sah sich als aufgeklärten Herrscher, also als einen, dem das Wohl des Volkes wichtiger war als die Macht.
Diesem Ruf ist er in der Erinnerung an seine Regentschaft durchaus gerecht geworden. Er war beliebt. Ein König der Herzen. Manche sagen, dass dies der Grund ist, warum der Herzkönig beim Watten, einem bayrischen Kartenspiel, nicht nur die höchste Karte ist, sondern auch “Maxl” genannt wird.
Das ungeliebte Denkmal
Überliefert ist auch die Geschichte, dass der König sich gar nicht zufrieden zeigte, als sein Sohn und Kronprinz Ludwig und sein Baumeister Lenze ihm noch zu Lebzeiten die Entwürfe für sein Denkmal vorlegten. Ein sitzender, altersschwacher König? Würdelos. Er sah sich wohl eher auf einem Pferd in heroischer Pose – so wie sich sein Sohn, der spätere König Ludwig I., später auf dem Odeonsplatz abbilden ließ. Daher verschwanden die Pläne wieder. Doch als er 1825 verstorben war, waren seine Einwände verhallt. Der Plan wurde umgesetzt. Johann Baptist Stiglmeier, seines Zeichens schon unter König Max Ergießer, setzte den Entwurf des Berliner Bildhauers Christian Daniel Rauch um und goss die Statue.
Am 13. Oktober 1835 wurde das Standbild enthüllt, während es aus Kübeln schüttete. Schon flüsterte man sich zu, dass dies der Ausdruck des Unwillens sei, mit dem der König aus dem Himmel das Machwerk betrachtete. Doch im Augenblick, als man die Statue enthüllte, riss der Himmel auf und ein Lichtstrahl fiel auf den sitzenden König, der mit patriarchaler Geste seinem applaudierendem Volke zuwinkte. Ein versöhnliches Zeichen als Grußbotschaft aus dem Jenseits.
Zwischen Tradition und Fortschritt
Doch es gibt ein noch tieferes Geheimnis, das den ersten König von Bayern umgibt. Was nur wenige wissen: Max I. Joseph war – Freimaurer! Noch in jüngeren Jahren – die Königswürde stand als Abkömmling der pfälzischen Linie vorerst nicht zur Debatte – wurde er in Straßburg Mitglied einer Loge. Zusammen übrigens mit seinem späteren „Superminister“ Graf Maximilian von Montgelas (der davon abgesehen auch Mitglied bei den noch berüchtigteren Illuminaten war). In bayerischen Schulbüchern zur Geschichte findet man diese gut belegte Tatsache allerdings nicht. Kein Wunder: Freimaurerei und Katholizismus, der in Bayern seit jeher hoch gehalten wurde, gelten bis zum heutigen Tag als unvereinbar, zumindest wenn man der Kirche zuhört.
Andererseits waren (und sind?) die Freimaurer Männer gewesen, die sich dem Gedankengut der Aufklärung insbesondere verpflichtet fühlten. Die Politik des ersten König von Bayern trägt entsprechend aufklärerische Züge. Allen voran ist die Säkularisation zu erwähnen, die unter seinem Regime an Fahrt aufnahm und erst von seinem Sohn wieder rückgängig gemacht wurde. Aber er gewährte auch die erste Verfassung und gilt damit als Schöpfer des bayerisches Staates.
Folgende Fragen kannst du dir angesichts des „König der Herzen“ stellen
- Wann habe ich zuletzt das Gefühl habt, der Schöpfer meines Lebens zu sein? Wie hat sich dies angefühlt?
- Wenn ich mein aktuelles Leben betrachte: Wo müsste ich wieder mehr darauf achten, König(in) zu sein – und nicht Untertan(in)? Wie kann es mir gelingen, dabei ein(e) König(in) der Herzen zu werden?
- Was brauche ich gerade, um mir der Herrschaft über mein eigenes Leben wieder bewusster zu werden?
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