6 // Die Schlange und das Herz an der Frauenkirche

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6 // Die Schlange und das Herz an der Frauenkirche

„Mit vielen teile deine Freuden,
Mit allen Munterkeit und Scherz,
Mit wenig Edlen deine Leiden,
Und Auserwählten nur dein Herz.“

Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis


Die Schlange beißt in das Herz – entdeckt am Sixtusportal der Frauenkirche.


Rätselhafte Symbole auf den Portalen der Frauenkirche

Die fünf Portale der Frauenkirche wurden allesamt von Ignaz Günther geschaffen, einem begnadeten Bildhauer, der für viele Meisterwerke des bayerischen Rokoko verantwortlich war. Als Künstler seiner Zeit war er tief vertraut mit der Welt der Symbole. So sind die Flügel der Portale nicht nur mit den ihnen zugeordneten Heiligen geschmückt, sondern auch mit zahlreichen Zeichen und rätselhaften Bildern, deren Bedeutung uns heute nicht mehr geläufig ist.

Am nordwestlichen Portal, das dem heiligen Sixtus geweiht ist, finden wir diese Darstellung eines Herzen, um das sich eine Schlange windet. Im Hintergrund ein Flammenschwert und ein Schlüssel. Das Herz selbst ähnelt einem Gefäß, aus dessen Öffnung eine Flamme entweicht.

Das Herz in Flammen

Das flammende Herz ist uns bereits als geflügeltes Herz an der Fassade der Asamkirche begegnet. Während die Flügel unser Herz in geistige Höhen zu tragen vermögen, verweisen die Flammen auf die Wärme des Herzens als Sitz der Emotionen. Wenn unser Herz vor Leidenschaft brennt, von Liebe entflammt ist, aber auch Zorn in uns aufkocht – der dann auch wieder verraucht -, dann spüren wir: Hitze, Wärme ist ein Kennzeichen der in Wallung geratenen Seele. Ein kaltes Herz hingegen ist eines ohne Gefühl. Zuneigung und Freundschaft erleben wir als wärmend, Abneigung und Zurückweisung hingegen als kühlend.

Ein flammendes Herz ist ein Zeichen intensiven Erlebens. Der heilige Augustinus wird mit einem brennenden Herzen dargestellt. Von ihm ist auch der Spruch überliefert: „In dir muss brennen, was du in andern entzünden willst!“

Die Schlange des Schmerzes

Die Schlange, die sich um das Herz windet, beißt in das brennende Herz. Ein Hinweis darauf, dass die Leidenschaft in uns oft durch eine schmerzvolle Erfahrung entfacht wird. Der Schmerz eines Unglücks, einer Enttäuschung, eines Fehlers, den wir begangen haben (vielleicht eine „Sünde“), lässt und nicht kalt. Es verändert etwas in uns. Das Leiden des Herzens schreit nach Verwandlung, der Lebenslage, in der wir stecken, aber auch unserer Persönlichkeit. So gesehen ist die Schlange nicht nur die Sünde, sondern sie ist auch Symbol der Transformation.

Das Flammenschwert verweist möglicherweise auf die Tatkraft, die aus dieser Erfahrung erwächst. Wir sind bereit, für uns selbst einzustehen und für uns zu kämpfen. Mit einem solchen Flammenschwert wird der Erzengel Michael oft dargestellt, den Verteidiger der Wahrheit. Der Schlüssel wiederum ist ein Zeichen er Öffnung. Ein leidenschaftliches Herz ist auch ein offenes Herz, offen für andere.

Das Herz öffnen

So ist diese Darstellung ein Appell an uns. Nicht zu verzagen, wenn etwas an unserem Herzen nagt, sondern es als Impuls zu nehmen, unser Leben in die Hand zu nehmen und uns dem Leben zu öffnen. Auf diese Weise werden wir nicht nur selbst wieder lebenswarm, sondern bringen auch etwas von unserem Licht und unserer Wärme in die Welt.

„O Liebe, die immer brennt und niemals erlischt,
selbstlose Liebe, mein Gott, setze mich in Flammen.“
Conf. X, 29, 40

Diese Fragen kannst du dir angesichts des Flammenherzens stellen

  • Wann habe ich das letzte Mal das Feuer der Leidenschaft in meinem Herzen gespürt? Was hat dieses Feuer ausgelöst?
  • Welche Enttäuschung, welcher Schmerz, welche Ungerechtigkeit in meinem Leben möchte ich gerne in ein Flammenschwert und einen Schlüssel verwandeln? Was kann mir dabei helfen?
  • Was brauche ich, um mein Herz wieder dem Leben zu öffnen?

München ist die bekannt als die „Weltstadt mit Herz“. In dieser kleinen Reihe wollen wir zeigen, dass München voller Herzen ist. Strahlende Herzen und geheime Herzen, unübersehbare und versteckte. Zugleich wollen wir deinen Blick für die Details schärfen, die kleinen Zeichen, die sich in das alltägliche Bild unserer Stadt mischen und der Begegnung mit unserer Stadt eine neue Bedeutung verliehen können. Denn München ist voller Zeichen und Wunder – für all diejenigen, die ein Auge dafür haben.

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CAW

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