Die Asamkirche – Schatzhöhle aus Träumen gewoben

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Die Asamkirche – Schatzhöhle aus Träumen gewoben

Nachdem wir die Sendlinger Straße überquert haben – immer noch dem Lauf der Sonne von Ost über Süd nach West folgend – betreten wir das Hackenviertel, das südwestliche Viertel der Altstadt. Wir gelangen in einen neuen Abschnitt des Münchner Tierkreises – und treffen auf den KREBS. Einer der Höhepunkt der Straße ist die Asamkirche. Täglich lockt dieses Meisterwerk des Spätbarock zahllose Besucher an. Nachdem sie die dunklen Holztüren geöffnet haben, betreten sie einen zunächst dunkel wirkende Raum – der sich bald, wenn das Auge sich daran gewöhnt hat, in eine wahrhaftige Schatzhöhle verwandelt …

Eine Schatzhöhle voller Gold und Silber

Es waren die Brüder Cosmas Damian und Egid Quirin, die sich 1733 dieses „liebe Kirchlein“, wie sie es nannten, errichteten – und zwar anfänglich nur zu ihrem ganz persönlichen Seelenheil. Frei von jeglicher Vorgabe schufen die beiden Meister des süddeutschen Barocks auf engstem Raum einen heiligen Ort voll mystischer Schönheit, der seines Gleichen sucht. Kein Wunder, dass die Münchner Bürger darauf bestanden, Zugang zu dieser ursprünglich als Privatkirche gedachten Andachtsstätte zu bekommen. Und so zieht es Jung und Alt in diesen dunklen Raum, um dort zu verweilen und sich in den unzähligen Darstellungen zu verlieren …

Ganz unten herrscht das stimmungsvolle Dunkel des irdischen Lebens, aber nach oben hin wird es zunehmend lichter – bis im monumentalen Deckenfresko Gott und Ewigkeit triumphieren. Dennoch bleibt der Gesamteindruck der Kirche dunkel, doch nicht unheimlich – im Gegenteil. Geborgen wie in einer Höhle kann man sich hier fühlen, einer Höhle, von deren Wänden es nur so geheimnisvoll funkelt und glitzert.

Im Zwielicht werden Träume lebendig

Es ist dieser höhlenartige Raumeindruck und zugleich die genial komponierte Wirkung aus geheimnisvollem Schatten und mystischem Licht, die diese Kirche zum vollkommenen Ort für das Tierkreiszeichen Krebs macht. Der Krebs braucht es geborgen, sucht die Zurückgezogenheit, liebt die Heimeligkeit des Dunklen. Hier findet er sich umgeben von Schätzen, Erinnerungen, Bildern – wie eine einem Traumgesicht, in dem sich seine innersten Sehnsüchte und Wünsche offenbaren. Die Höhle ist wie der Schoß der Mutter, aus dem alles Leben entspringt – und in den alles Leben einst zurückkehren muss. So führt uns der Krebs zu unseren Ursprüngen zurück, dorthin, wo alles begann – in unsere Kindheit, in eine Zeit, in der die Welt noch voller Wunder, Gefühle und Liebe war. In der wir uns von der Welt eingehüllt fühlten, wie in eine schützende Hülle, alles mit uns zu tun hatte und alles eine Bedeutung besaß.

Wer sich in der Asamkirche umsieht, der entdeckt diese Bilderkraft der Kindertage überall, wohin das Auge reicht. Unzählige Putti strecken ihre lachenden Gesichtchen von den Wänden, tanzen und wirbeln von Balkonen, Balustraden und rund um Säulen, erfüllen den gesamten Raum mit einer nicht hörbaren, aber spürbaren Leichtigkeit und Freude. Daneben aber entdecken wir in düsteren Winkeln und Ecken Todesymbolik, Schädel, aus denen Schlangen kriechen, Zeichen dafür, dass Leben Wandel bedeutet und am Ende wir alle den Weg des Irdischen gehen müssen – die Heimkehr zur Mutter.

Johannes Nepoumuk: „Ich habe geschwiegen“

Der offizielle Name der Asamkirche lautet St.-Johann-Nepomuk-Kirche. Schon über dem mächtigen Eingangsportal begrüßt er den Eintretenden, erkennbar an dem von fünf Sternen umkränzten Haupt. Diese fünf Sterne finden wir auch wieder auf dem Altar, denn dort kreisen sie um einen merkwürdigen, in Silber gefassten Gegenstand, der sich bei näherer Betrachtung als Darstellung einer Zunge herausstellt. Diese Zunge ist neben den fünf Sternen ein Attribut des Heiligen und geht auf seine Legende zurück.

Johannes Nepomuk – Johannes aus Pomuk – war ein böhmischer Priester und Beichtvater der Königin. Wenzel, der König, verdächtigte seine Frau der Untreue und verlanget von Johannes, er solle ihm verraten, was die Königin gebeichtet hätte. Doch der Priester blieb standhaft und schwieg. Auch unter Folter war kein Wort aus ihm herauszubringen. Schließlich wurde er von der Prager Karlsbrücke in die Moldau gestürzt. Die Sage will es, dass sein auf den Wassern dahintreibender Leichnam von fünf Flammen oder Sternen begleitet war. Sie sollen für die fünf Buchstaben des lateinischen TACUI stehen – „ich habe geschwiegen“. Als man im Jahre 1719 das Grab untersuchte, entdeckte man die völlig unversehrte Zunge des Heiligen in seinem Schädel. (Später stellte sich heraus, dass es sich sehr wahrscheinlich lediglich um Überreste des Gehirn gehandelt hat.)

Johannes Nepomuk wurde bald zu einem der beliebtesten Heiligen überhaupt – und auch hier in Bayern ist er allenthalben anzutreffen, vornehmlich an Brücken, deren Heiliger er ist. Zugleich ist er auch der Heilige aller, die mit Wasser zu tun haben, zum Beispiel der Seeleute. Auch hier wieder ein passender Hinweis auf das Zeichen Krebs, das ja dem Element Wasser zugeordnet wird.

Im Zeichen des Krebs

Treten wir noch einmal vor die Türe und betrachten wir die Kirche als Ganzes. Auffällig sind die beiden Felsen, die links und rechts vom Portal aus dem Untergrund zu wachsen scheinen. Die Sage will, dass die beiden Brüder auf einem Kahn auf der Donau in große Not gerieten. Da schworen sie im Falle einer Rettung ein Gotteshaus zu errichten. Die Felsblöcke am Eingang der Kirche sollen an die gefährlichen Klippen erinnern.

Auf den beiden Flügeltüren des Portals befindet sich jeweils ein ovales Fenster. Erinnert es nicht deutlich an das astrologische Symbol des Krebses (♋︎)?

Die Kraft des Krebses spüren

Wohl kein zweiter Ort in München lädt so sehr zur Versenkung in sich selbst ein, wie dieses Kirchlein. Gerade in den dunklen Tagen ist die Asamkirche ein wundervoller Ort, um zu verweilen, nach innen zu lauschen und nachzuspüren, welche inneren Bilder aus den eigenen Tiefen aufsteigen. Diese Fragen können bei der Meditation die Verbindung mit den Kraft des Krebses in uns noch intensivieren:

  • Wann und wo habe ich mich zuletzt so richtig zu Hause gefühlt? Welche Menschen, Ereignisse, Situationen haben dieses Gefühl von Geborgenheit ausgelöst?
  • Wie ist es um mein inneres Kind bestellt? Lausche ich noch auf seine Botschaften? Wie will ich ihm künftig mehr Raum in meinem Leben geben?
  • Welche kostbaren Geheimnisse trage ich in mir – und welche davon möchte ich künftig preisgeben? Welche sollen besser auch weiterhin vom Mantel des Schweigens umhüllt bleiben?

Als Clubmitglied kannst du diesen Beitrag auch als Podcast hören. Außerdem findest du die genaue Lage der Asamkirche auf einer Karte verzeichnet.

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CAW

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