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Der Viktualienmarkt – ein Fest für die Sinne
Weiter geht es auf unserer Reise durch den Münchner Tierkreis. Wir steigen hinab vom Petersbergl, wobei wir Sankt Peter den Rücken kehren und überqueren die Straße – und finden uns mitten im lebendigen Treiben des Viktualienmarktes wieder …
Der Viktualienmarkt: Herz des Angerviertels
Dort, wo heute die Standl des Viktualienmarktes mit ihren sinnenfrohen Genüssen locken, befand sich noch im 19. Jahrhundert das Heilig-Geist-Spital, eine altehrwürdige Einrichtung. Im Jahre 1807 begann man mit der Verlegung des Marktgeschehens vom heutigen Marienplatz auf das Areal des Spitals. 1885 wurde schließlich das gesamte Gelände umgestaltet und das Spital gänzlich abgebrochen. Nur die Heilig-Geist-Kirche steht noch am nördlichen Ende des Marktes. Seither findet der ehemalige “grüne Markt” als feste Institution auf dem Viktualienmarkt statt.
Lebensmittel – Mittel zum Leben und Genießen!
“Viktualie” bedeutet Lebensmittel und bis zum heutigen Tag ist der Viktualienmarkt der Ort für alle, die auf typisch Münchner Art Genießen wollen – mit Standln für Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse. Es gibt einfach alles, was das Herz begehrt, ob aus fernen Ländern oder regionaler Produktion. Tagesfrisch bietet der Markt die Besonderheiten der Jahreszeiten feil. Natürlich darf unter schattigen Kastanien auch ein geselliger Biergarten nicht fehlen, wo man bei süffigem Bier sich die köstlichen Schmankerl gleich zu Munde führen kann. Vom Feinschmeckerfisch bis zum Gemüse frisch vom Bauern, von urigem Kunsthandwerk bis zu duftenden Blumen, von knusprigem Brot bis zu feinen Säften, von exotischen Früchten über Erdäpfel bis zur Suppenküche, gibt es einfach alles. Hier trifft sich die Welt – nicht nur kulinarisch.
Leben und Leben lassen
Der Stier ist das Zeichen von Leben und Leben lassen. Er genießt das Hier und Jetzt, freut sich am Leben und denkt wenig an das Morgen. Gutes Essen, die Gemeinschaft freundlicher Menschen, den Rückhalt der Familie und des Freundeskreises – das zählt für ihn. All dies findet er auf dem Viktualienmarkt. Auch der Lebensfreude wurde ein Zeichen gesetzt und sechs Brunnen beliebten Volkssängern und Komikern gewidmet: Liesl Karlstadt und Karl Valentin, dem Weiß Ferdl und dem Roider Jackl, der Ida Schumacher und der Elise Aulinger. Ihre Gegenwart erinnert uns daran, dass die Freuden des Lebens, das Schmunzeln und das Lachen zu einem gesunden Leben dazu gehören. Nicht umsonst ist der Viktulienmarkt im Münchner Jahreskreis Schauplatz für allerlei lustige Traditionen. Hier wird am 11.11. um 11:11 Uhr der Fasching eröffnet und am Faschingsdienstag mit dem komischen Tanz der Marktfrauen beschlossen.
Der Maibaum von München
Wenn es ein Symbol für die Stierzeit in Bayern gibt, dann den tradtionellen Maibaum. Natürlich darf ein solcher auch auf dem Viktualienmarkt nicht fehlen. Weithin ragt er über die Standl hinaus und markiert den Mittelpunkt des Marktes. Er ist eine Stiftung der Münchner Brauereien, zeigt sich in weiß-blauer Bemalung und schwarz-gelben Fähnchen und bietet auf den Doppelseiten seiner Sprossen figürliche Darstellungen aus dem Leben der Stadt München, angefangen von Schäfflertanz bis hin zum Bierfuhrwerk.
Das Aufstellen eines Maibaumes, wie wir ihn noch heute kennen, bürgerte sich im 16. Jahrhundert ein. Doch die Tradition ist vermutlich wesentlich älter, denn älteste schriftliche Zeugnisse berichten davon aus dem 13. Jahrhundert. Immer schon waren die Maibäume den Kirchen ein Dorn im Auge, verkörperten sie doch weithin sichtbar ein Relikt des heidnischen Erbes der Menschen. Symbolisch verkörpert der Maibaum nichts anderes als die phallische Schöpferkraft der Natur.
Ein altes Fruchtbarkeitsritual
Durch das Aufrichten des Baumes wurde Mutter Erde befruchtet, eine Heilige Hochzeit zwischen Himmel und Erde fand statt. Der Ring, der in luftigen Höhen die Spitze des Maibaums umkränzt, versinnbildlicht diese Hochzeit als Vereinigung des Weiblichen und des Männlichen. Und dann tanzte man auch noch um dieses Götzenwerk! Möglicherweise eine Erinnerung an die alten keltischen Fruchtbarkeitsfeste, das mythische Beltane-Fest, das just um den 1. Mai gefeiert wurde und in der alle Hemmungen zwischen den Geschlechtern fielen.
Es wundert daher nicht, dass sich noch heute die Stirn einiger strenggläubiger katholischer Geistlicher runzelt, wenn die Bevölkerung darauf besteht, dass der Maibaum den kirchlichen Segen erhalten soll. Doch in der Regel können sie nicht lange Widerstand leisten – zu bedeutsam ist diese Tradition in Bayern.
Und damit sind wir wieder beim Stier, dem Bräuche und Tradition wichtig sind, denn sie geben ihm Sicherheit und Halt in der Welt, die sich zu seinem Leidwesen um ihn herum ununterbrochen verändert. Bayern gilt deshalb auch als das Stierland überhaupt, denn nirgendwo sonst scheinen Bräuche und Tradition so elementar zu sein wie hier. Da perlen Reformversuche gerne mal vom sturen Stierschädel einfach ab – ob von der Kirche verordnet oder von Bürokraten.
Die Kraft des Stiers spüren
Wer sich mit der Kraft des Stieres in München verbinden möchte, der findet keinen besseren Ort als den Viktualienmarkt. Zwischen Brotzeit und Bier kann man hier sehr gut einfach im Hier und Jetzt verweilen. Wer sich den Stier in sich wecken möchte, der kann sich diese Fragen zur Selbstreflexion stellen:
- Was habe ich in letzter Zeit so richtig genossen? Wann ging es mir so richtig gut, sodass ich unbedingt mehr davon haben möchte?
- Wie möchte ich mich künftig besser um mein Wohlergehen kümmern – mein leibliches wie auch mein emotionales?
- Was hat gibt mir Sicherheit und Halt? Welche Gewohnheiten will ich unbedingt beibehalten, weil sie mir gut tun?
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