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Der Münchner Waldfriedhof: Letzte Ruhe unter Bäumen
Der Waldfriedhof in München ist der erste Friedhof seiner Art in Deutschland und der größte Friedhof der Stadt. Und doch – er ist ein eher unbekannter Ort. Wer zwischen den Bäumen auf verwunschenen Pfaden wandelt, entdeckt so manches Grab eines prominenten Zeitgenossen – und verliert sich schnell in einer melancholischen Welt, gewoben aus Traum und Zwielicht …
Im Wald seinen Frieden finden
Hans Grässel verfolgte damals die Idee, einen Gottesacker in einen bestehenden Wald zu integrieren. Er war einer der bedeutendsten Friedhofsarchitekten seiner Zeit und schuf vier der größten Begräbnisstätten der Stadt: Westfriedhof, Nordfriedhof, Ostfriedhof und den alten Teil des Waldfriedhofs. Beim Letzteren nahm er keinerlei Rücksicht auf eine geometrische Anordnung. Alles sollte sich nahtlos in die Natur einfügen.
Ein heiliger Hain
In dem bereits an einigen Stellen lichten Nutzwald schuf Grässel Platz für Haine, für Lichtungen mit Grabfeldern. Es gibt vielfach keine deutlich sichtbaren Grenzen zwischen den einzelnen Grabparzellen. Daher stehen viele Gräber einfach wie mitten im Wald. Die Wege schwingen zwischen den Bäumen hin und her, verlieren sich im Grün, geben hier und da Blicke auf die Lichtungen mit Gräbern frei. Wenige Schritte weiter verdecken Baum und Busch den Blick wieder, wie ein Vorhang, der sich zuzieht. Kleine Gräber, große Gräber, monumentale Grüfte, unscheinbare Kreuze – alles ist hier vorhanden. Viele Denkmäler sind so von Moos und Efeu bewachsen, dass sie sich kaum vom Hintergrund des Waldes abheben. Vor allen Dingen im alten Teil des Friedhofs ist die Aura eines heiligen Waldes auf Schritt und Tritt spürbar.
Leben und Tod unter Bäumen
1905 begannen die Arbeiten im ehemaligen Hochwaldforst von Schloss Fürstenried. Zwei Jahre später eröffnete man den Friedhof mit Platz für 35000 Gräber. In den 60er Jahren wurde der Friedhof um 24000 Gräber erweitert, der neue Teil entstand, der sich mehr und mehr in der Gestaltung an den typischen Grabreihen herkömmlicher Friedhöfe orientiert. Hier befinden sich unter Anderem das erste islamische Grabfeld in Deutschland, ein jüdischer Friedhof und ein Soldatenfriedhof. Insgesamt umfasst der Waldfriedhof eine Fläche von 170 Hektar. Auf dieser gewaltigen Fläche ist viel Platz, nicht nur für die Toten, sondern auch für das Leben. Über 17 Säugetierarten, 108 Vogelarten, 18 Tagfalterarten und acht Libellenarten sind zu finden. Sogar Füchse sollen hier und da ihren Bau eingerichtet haben. Auch Schlangen wurden gesehen. Was vielen Arten zugute kommt: Die Münchner Friedhöfe sind nachts nicht beleuchtet. Damit gehören sie zu den wenigen Plätzen der Großstadt, an denen es noch richtig dunkel werden kann.
Die letzte Ruhe
Zahlreiche Münchner Persönlichkeiten aus allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens finden hier ihre letzte Ruhe. Darunter befinden sich der Maler Franz von Stuck, die Zirkusbesitzer Krone und Sembach, die Schriftsteller Frank Wedekind, Paul Heyse, Lena Christ und Michael Ende. Da ruhen auch der Physiker Werner Heisenberg, die beiden Schauspielerinnen Heidi Brühl und Elisabeth Volkmann, der Unternehmer Heinrich Hugendubel. Aber auch ein Münchner Original wie Ida Schumacher und der Schichtl vom Oktoberfest sind zu finden. Und natürlich der Erschaffer dieses zweitgrößten Friedhofs Deutschlands – Hans Grässel selbst.
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