Das Geheimnis des Hirschen

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Das Geheimnis des Hirschen

3. November: Hubertustag. Alljährlich finden in einen Gegenden heute Hubertusjagden statt, zu Ehren des Schutzpatronen der Jagd, den heiligen Hubertus. Vielleicht geschieht dies zu Unrecht, denn war nicht Hubertus der Legende nach der Erste, der sich nach seiner berühmten Hirschvision gänzlich von der Jagd abwandte? War er nicht vielmehr der erste Jagdgegner? Andere Bräuche haben heilsamere Vorzeichen. Am Hubertustag gesegnetes Salz, Brot und Wasser soll gegen Hundebisse schützen, Hunde selbst würden dadurch vor der Tollwut geschützt.

Aber der Reihe nach.

Hubertus von Lüttich

Hubertus, dessen Name sich aus den beiden althochdeutschen Wörtern hugu für „denkender Geist“ und beraht für „glänzend, hell“ ableitet, war Bischof von Maastricht und Lüttich. Er lebte im 7. Jahrhundert und war adliger Herkunft. Sein zunächst umtriebiges Leben war eher gekennzeichnet von weltlichen Genüssen. Nach dem Tode seiner Frau im Jahre 695 zog er sich jedoch in die Wälder der Ardennen zurück. Dort verbrachte er sieben Jahre in Einsamkeit. Er widmete sich ganz der Heilgen Schrift und dem Gebet. Er pilgerte nach Rom. Dort weihte ihn der Papst mit einer Stola, die von Engeln von Himmel gebracht wurden, zum Bischof. Er kehrte zurück und missionierte die Ardennen, was ihm den Namen „Apostel der Ardennen“ einbrachte. Er starb im Jahre 727. Am 3. November wurden seine Reliquien erhoben. Fortan ist dies sein Namenstag.

Die Bekehrung des heiligen Hubertus

Bekannt ist der nun mehr heilige Hubert im süddeutschen Raum als Patron der Jagd. Dies geht auf eine Legende zurück. Hubert sei der Jagdleidenschaft verfallen gewesen. Manche sagen, er sei ein wilder Heide gewesen. Andere schildern ihn einfach als brutalen und zügellosen Menschen. Diese Leidenschaft war so groß, dass er nicht einmal am Karfreitag darauf verzichten wollte, trotz der eindringlichen Warnungen seiner Gattin.

Hubertus sprengt durch die Wälder und verfolgt einen prächtigen Hirschen. Schon legt er die Armbrust an und will den Bolzen abdrücken. Da bleibt das Tier auf einmal stehen, dreht sich zu ihm und blickt ihn direkt an. Mitten in seinem Geweih scheint auf einmal die Sonne aufzugehen und ein strahlendes Kreuz erscheint. Donnernd ertönt eine Stimme: „Warum verfolgst du mich?“ Hubert durchfährt es wie ein Blitz. Er wirft die Armbrust zur Seite, fällt auf die Knie und betet zu Gott. Es heißt, dass er von da an Buße tat und ein gottgefälliges Leben führte …

Die Legende wurde sehr wahrscheinlich dem Bischof nachträglich zugeschrieben, denn dass dieser ein leidenschaftlicher Jäger gewesen war, ist nicht überliefert. Bis ins Mittelalter hinein war auch nicht er der Heilige der Jagd, sondern der heilige Eustachius, über den man eine ähnliche Geschichte erzählte.Manche erzählen auch, dass er sich nach seinem Rückzug in die Wälder, von der – maßvollen – Jagd ernährte.

Die Gründung des Hubertusorden

Doch gibt es einen wahren Kern hinter diesem Motiv. Als Hubertus in den Ardennen gegen das Heidentum vorging, herrschte dort der Überlieferung nach vor allen Dingen ein Kult um die Jagdgöttin Diana. Um diese Bestrebungen zu ehren stiftete Herzog Gerhard II. von Jülich und Berg 1440 den Hubertusorden. Kurfürst Karl Theodor brachte ihn nach Bayern mit, wo er von König Max I. Joseph zum ersten und höchsten Orden des bayerischen Königreiches erhob.

Mystik des Hirschen

Der Hirsch ist das zentrale Symbol der Geschichte um den heiligen Hubertus. Möglicherweise spiegelt sich in der Erscheinung des Lichtes zwischen seinen Geweihstöcken ältere, vorchristliche Vorstellungen von der Magie und der Mystik dieses Tiers.

Der mächtige Hirsch, er ist der König der Wälder. Wer ihm unvermittelt in den Wäldern begegnet, mit seinem stattlichen Geweih und seiner majestätischen Statur, wird nicht umhin können, Ehrfurcht vor ihm zu empfinden. Wir spüren sofort: Er ist der König des Waldes. Diese Erfahrung werden auch die Völker des Altertums gemacht haben, denn er ist aus den Mythen nicht wegzudenken.

Die vier Hirsche auf der Weltenesche

Schon in der Steinzeit jagte der Mensch Rotwild. Was ihn ernährte, wurde für ihn zugleich Objekt der Verehrung. Die Krone seines sich in den Himmel verzweigenden Geweihs stand symbolisch für seine Verbindung zu den Göttern. In der germanischen Mythologie finden wir vier Hirsche, die in den Wipfeln der Weltesche Yggdrasil äsen: Dainn, Davlin, Duneyr und Durathor. Die Namen dieser Hirsche lauten übersetzt: verstorben, schlafend, dunkel und schlummernd, Eigenschaften, die eher Assoziationen mit Nacht und Jenseits aufkommen lassen und vielleicht auf den mystischen Zugang zu den Geheimnissen der Anderswelt in der schamanischen Trance hinweisen.

Cernunnos, Botschafter der Anderswelt

Bei den Kelten ist der Hirsch eine Erscheinungsform des Gehörnten Gottes, Cernunnos, dem Botschafter der Anderswelt. Er ist der Herr der Tiere und in ihm verkörpern sich die Lebenskräfte der Natur. Auch der germanische Gott Freyr, ebenso Gott der Fruchtbarkeit, trug in einer Sage ein Hirschgeweih, mit dem er den Riesen Beli erschlug. Der Hirsch wird unter diesem Gesichtspunkt zu Vermittler zwischen himmlischen Mächten und irdischen Kräften. Er hat an beiden Anteil.

Der sonnenhafte Hirsch

Ungeachtet dessen ist der Hirsch ist in vielen Kulturen eher ein Sonnenwesen. Auf skandinavischen Felsbildern der Bronzezeit zieht er den Sonnenwagen. Manchmal hat er ein goldenes Geweih oder ist ganz aus Gold, wie im Buddhismus, dann steht er für göttliche Weisheit. In Griechenland war er dem Sonnengott Apollo heilig. Den Heiligen Hubertus bekehrte ein Hirsch mit einem Kreuz zwischen dem Geweih, das heller als die Sonne schien. Der Hirsch steht seither in der christlichen Symbolik für die Kräfte des Lichts, die die Kräfte der Finsternis besiegen, oft in Gestalt einer Schlange dargestellt.

Die himmlische Kraft

Man könnte in den Zweigen des Hirschgeweihs eine Spiegelung der Sonnenstrahlen sehen, die die Erde erwärmen. Andere sehen in ihnen aber auch einen Blitz, der die Erde befruchtet. Man könnte auch sagen, der Hirsch holt die himmlische Kraft auf die Erde, wo sie die Fruchtbarkeit anregt und für das Aufrechterhalten des Zyklus von Werden und Vergehen sorgt. Insofern steht er für das Licht, das Finsternis erhellt, aber nicht um sie zu vertreiben, sondern ihr schöpferisches Potenzial zu entfachen.

Der Hirsch an der Quelle

Natürlich gibt es auch eine christliche Deutung des Hirschsymbols, auch wenn sich in dieser deutliche Anklänge an heidnische Vorstellungen wiederfinden. In der Bibel taucht der Hirsch in Psalm 42,2 auf:

„Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir.”

Psalm 42,4

Augustinus deutet den Hirschen folglich als Symbol für die Seele des Menschen, die Gott sucht. So taucht der Hirsch immer wieder im Zusammenhang mit der Taufe auf. Auf diese Symbolik gehen auch die zahlreichen Hirschbrunnen zurück, oft zugleich auch als Hubertusbrunnen konzipiert, auch wenn es sich um zwei unterschiedliche Symbolstränge handelt. Der Lebensbrunnen, aus dem der Hirsch trinkt, ist ein altes, universales Bild für den Quell des Lebens. Er steht daher auch für die Kraft der Erneuerung und die Rückkehr der Seele zu ihrem Ursprung.

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CAW

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