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Das Geheimnis des Bienenkorbs
Vom Bienensterben kann in Hamburg keine Rede sein. Vielmehr sind die fleißigen Insekten in der Hansestadt überall präsent. Auf vielen Gebäuden wird inzwischen Stadthonig angebaut – beispielsweise auf der legendären Laieszhalle oder dem Gebäude des Vereins „Patriotische Gesellschaft von 1765“.
Die Patriotische Gesellschaft von 1765
Der Name, der auf manche heutzutage etwas befremdlich wirkt, brachte zur Gründungszeit der Gesellschaft die Ideale des erstarken Bürgertums auf den Punkt: auf den Fortschritt ausgerichtetes Denken und Engagement der Bürger einer Stadt für ihre Mitmenschen. Dank der Patriotischen Gesellschaft kann sich Hamburg heute brüsten, u.a. die ersten Sparkassen (die heutige HASPA) und Versicherungen Deutschlands initiiert zu haben. Kein Wunder also, dass der Verein nicht nur Bienen auf seinem Dach leben lässt – er hat sich sogar den Bienenstock auf die Fassade meißeln lassen. Auch in anderen Hamburger Bauwerken wie der Neuen Börse oder dem prachtvollen Rathaus sind Bienenstöcke zu finden. Wie übrigens auch in vielen anderen Innenstädten Deutschlands – so zum Beispiel in der Stadtspürer-Metropole München (Bilder in der Galerie).
Fleißige Bienen
In einschlägigen Stadtführer und auf touristischen Rundgängen in Hamburg wird das Symbol schnell übersetzt: Die fleißigen Bienen schwirren um den Korb, um den Arbeitseifer und das Organisationstalent der Hanseaten zu versinnbildlichen. Im Rathaus sehen wir den Bienenkorb beispielsweise als Attribut einer Karyatide, einer weibliche Allegorie auf den Fleiß.
Tatsächlich werden die Tugenden Fleiß und Ordnung schon seit dem Altertum durch diese emsigen Insekten verkörpert. Auch sah und sieht man in ihnen – wie auch der Phönix, das Schiff oder Füllhorn (Motive, die man ebenfalls an vielen Stadtfassaden sieht) – ein Symbol der Hoffnung. Vielleicht auch der Grund, warum man den Bienenkorb gern auf die Rückseiten von Pestmedaillien graviert wurde. Nach der letzten heftigen Heimsuchung durch den Schwarzen Tod, gehörte es im 18. Jahrhundert zum guten Ton in reichen Familien, sich solche Stücke als Zeichen des Wohlstandes zuzulegen. Gemeinsam mit der Innschrift: Hamburg hat seinen alten Schmuck wieder erhalten, nachdem die Einschränkungen der Wege aufgehoben und der Handelsverkehr wieder hergestellt worden ist.
Der goldene Honig
Ein wirklich vielschichtiges Zeichen also. Doch es gibt noch mehr über den Bienenkorb zu sagen: Seit Urzeiten steht er auch für eine integrierte und logische Struktur. Heute würden wir das als natürliches Engineering bezeichnen. Dass die Bienen sich gemeinsam engagieren, um ihren Bienenstock zu bauen und in ihm den goldenen Honig zu produzieren, wird außerdem gern mit Schwarmintelligenz und Sinn für Gemeinnützigkeit übersetzt. Aus diesem Grund ist das Motiv auch bei Gewerkschaften und Versicherungs- oder Wohnungsbaugenossenschaften sehr beliebt.
Symbol der Freimaurer-Loge
Tatsächlich ist der Bienenstock jedoch ein wesentlich esoterischeres Symbol. Neben Zirkel und Winkelmaß ist er DAS Erkennungszeichen einer Freimaurer-Loge. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts setzt sich diese Geheimnis umwitterte Gesellschaft auch in Deutschland für Bürgerrechte und gute Lebensstandards ihrer Mitmenschen ein. Besonders in der Freimaurer-Hochburg Hamburg, in der die erste deutsche Loge gegründet wurde – nahe der Trostbrücke, an der sich das Gebäude der Patriotischen Gesellschaft heute befindet. Heute ist bekannt, dass die Gründungsmitglieder dieser Vereinigung – der Freundeskreis um den Gelehrten und Aufklärers H. S. Reimarus – größtenteils Freimaurer waren.
Geheimnisvolles Treiben im Bienenkorb
Warum gerade der Bienenstock als Zeichen der Loge? Nun, die Freimaurer beharren darauf, dass sie keine Geheimgesellschaft sind, sondern eine Gesellschaft, die im Geheimen wirkt. Als Außenstehende sehen wir das verkörpert durch die vielen fleißigen Freimaurer-Bienen, die um den Bienenkorn schwirren. Wir sehen, dass sie emsig in den Korb fliegen und ihn wieder verlassen – doch was im Korb selbst geschieht, das sehen wir nicht. Wir profitieren nur vom goldenen Honig, den wir zur rechten Zeit ernten können: Eine wirklich mystische Umschreibung für die Logenarbeit.
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