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Das Geheimnis der Weihnacht: Ochse und Esel
Die Tiere an der Krippe
Wie das Christkind und die heiligen drei Könige gehören Ochs und Esel zu der Grundausstattung jeder traditionellen Weihnachtskrippe. Dabei kommen die beiden im kanonischen Bibelbericht gar nicht vor. Wie kommt es also, dass sich Ochs und Esel in die Krippenszenerie verirrten?
Eine Erklärung findet sich in dem apokryphen Pseudo-Matthäus-Evangelium, einem jener Bibelberichte also, die nicht in den festen Kanon der Bibel aufgenommen wurden. Dort steht zu lesen:
(Maria) legte den Knaben in eine Krippe; Ochs und Esel huldigten ihm. Da ging in Erfüllung, was der Prophet Jesaja gesagt hatte:
„Es kennt der Ochse seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn.“
Ochse und Esel erkennen demnach ohne Wenn und Aber Jesus als den Heiland an.
Doch es findet sich eine noch viel ältere Bedeutung der beiden Tiere, die auf einen ganz anderen Hintergrund verweist.
Der störrische Esel und der Hornochse
Der Esel ist schon seit langem ein Begleiter des Menschen und das vor allen Dingen als Arbeitstier. Im sprichwörtlichen Sinne gilt er als dumm, aber auch als gutmütig und natürlich als störrisch. In vielen anderen Kulturen gilt er jedoch als Repräsentant der Fruchtbarkeit und der sexuellen Kraft. Nicht nur in der Bibel wird der Esel erwähnt – nicht zuletzt zieht Jesus auf einem Esel reitend nach Jerusalem ein -, sondern auch in zahlreichen Märchen.
Der Ochse ist ein komplexes Symbol, denn vielfach überschneidet es sich mit der Symbolik des Stiers, auch wenn der Ochse natürlich die kastrierte Variante ist.
So gilt er auch im Gegensatz zum wilden Stier als gutmütig und arbeitsam, wird zum Sinnbild von Friedfertigkeit und passiver Stärke. Dies macht ihn auch zu einem bevorzugten Opfertier. Wie der Esel kennt auch der Ochse eine negative Bedeutung – in Schimpfwörter wie “Hornochse” oder in Redewendung wie “dastehen wie der Ochs vor dem Berg”. Starrsinn und Einfalt werden hier hervorgehoben. Dennoch ist er auch ein heiliges Tier, denn der Evangelist Lukas bekam den Ochsen als sein Symboltier zugesellt.
Fruchtbarkeit und Urkraft
Demnach sind Ochse und Esel uralte Symboltiere. Der Esel wurde in der römischen Tradition mit dem Gott der Fruchtbarkeit, Priapus, in Verbindung gebracht. Die Satyrn und Silene, Fruchtbarkeitsdämonen im Gefolge des Vegetationsgottes Dionysos, ritten auf Eseln. Der Ochse, oder vielleicht besser: der Stier, ist in der Antike ein Symbol für die Zeugungskraft, ein Symbol für den Frühling und das Wiedererwachen der Natur, wie es in der Zeit, in der die Sonne durch das Tierkreiszeichen Stier wandert, also Ende März bis Mitte April, beobachtet werden kann. Der Ochse bestellt das Feld und sorgt dafür, dass das Land urbar wird. Fruchtbarkeit und Ernährung sind also eng mit dem Stier, beispielsweise mit der Kuh, verbunden.
Der Stier mit seiner majestätischen Körperkraft und Masse ist Symbol einer gewaltigen göttlichen Urkraft. Zahlreiche Stierkulte, darunter auch der bis in die spätrömische Zeit reichende Mithraskult zeugen von der Faszination der Menschen für diese kraftvollen und urtümlichen Tiere.
Der Mithraskult und der 25. Dezember
Als sich das Christentum im zweiten und dritten Jahrhundert im Römischen Reich ausbreitete, hatte es Konkurrenz – neben zahlreichen anderen Kulten auch den um den Gott Mithra. Dieser Kult ist tatsächlich seinen Ursprüngen nach älter als das Christentum. Die Ähnlichkeiten zwischen beiden sind teilweise verblüffend, sodass man heute davon ausgeht, beide haben sich über die Zeit ihrer Existenz nebeneinander befruchtet.
Dazu gehört sicherlich auch die Übernahme des 25. Dezember als Tag der Geburt Gottes. Im Mithraskult ist dieser Tag der Geburtstag des Mithras – wie er im Christentum der Geburtstag des Heilands ist, obwohl die Szenen in der Bibel gar nicht nahelegen, Jesus sei im Winter geboren, wie die Hirten auf dem Felde zeigen. Der DIES SOLIS INVICTI – der Tag der unbesiegten Sonne – wurde kurzerhand im 4. Jahrhundert von der Kirche übernommen.
Unser Weihnachten, demnach ein ursprünglich nicht-christlicher Termin im Jahresverlauf, liegt also nicht umsonst ganz in der Nähe der Wintersonnenwende, dem Tag also, an dem die Sonne die Dunkelheit besiegt.
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