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Das Geheimnis der Schwarzen Frau
Die Schwarze Frau ist eine Geistererscheinung im Stadtschloss der Wittelsbacher, der Residenz. Sie taucht aber auch in Nymphenburg und im Schloss Schleißheim auf, manchmal sogar gleichzeitig an allen Orten. Ihre Aufgabe: den bevorstehenden Tod eines führenden Wittelsbachers ankündigen. Wenn selbiger ansteht schwebt sie durch die langen Flure und hohen Säle, vor ihr öffnen sich die Türen lautlos und schließen sich hinter ihr, während kein Laut zu hören ist. Manchmal trägt sie einen Apfel in ihrer Hand.
Der Todesengel der Wittelsbacher
So auch in der Nacht auf 13. Juni 1886, dem Tag, an dem Ludwig II. unter geheimnisvollem Umständen im Starnberger See ums Leben kam. Sie erschien nicht nur in der Residenz, sondern auch im Schloss Schleißheim. Zugleich sollen die Glocken der Theatinerkirche um 1 Uhr nachts nicht nur einmal sondern dreizehnmal geschlagen haben. Noch heute berichten Besucher und Aufseher der Residenz immer wieder verwirrt von einer Begegnung mit einer schwarz gekleideten Frau in altertümlicher Kleidung, die in Räumen ohne Ausgang verschwindet …
Doch wer ist dieser Todesengel der Wittelsbacher?
Mord im Liebeswahn
Manche behaupten, sie gehe zurück auf die Geschichte der Gräfin von Orlamünde, die als Witwe des Grafen Otto von Orlamünde auf der Plassenburg bei Kulmbach lebte.
Diese liebte den Burggrafen Albrecht den Schönen von Nürnberg. Als sie ihn zur Heirat drängte, sagte er, dass dazu vier Augen zu viel auf der Welt wären. Er meinte damit die vier Augen seiner Eltern, welche in diese Verbindung niemals eingewilligt hätten. Die Gräfin aber dachte, dass er ihre zwei Kinder aus erster Ehe meinte. In ihrem Liebeswahn ermordete sie beide auf grausame Art und Weise. Nach dieser blutrünstigen Tat sperrte man die Gräfin ein. Nach ihrem Tod ist sie als Todesengel der Wittelsbacher unterwegs, um den Tod herausragender Wittelsbacher durch ihr Erscheinen anzukündigen.
Tödliche Eifersucht
Andere wiederum erkennen in dieser gut belegten Geistererscheinung eine andere Frau, die auf tragische Weise mit dem Schicksal der Wittelsbacher verbunden ist: Maria von Brabant.
Herzog Ludwig II. lebte im 13. Jahrhundert und war einer der wohlhabendsten Fürsten seiner Zeit. Zugleich aber war er von rauem Charakter und neigte zu Jähzorn. Auf einen bloßen Verdacht hin, seine Frau, Maria von Brabant, hätte ihn betrogen, ließ er diese hinrichten. Am 18. Januar 1256 wurde Maria enthauptet. Seither trug er den Beinamen, „der Strenge“. Später bereute Ludwig seine Tat zutiefst und wandte sich sogar an den Papst, um Buße zu tun. Zur Sühne stiftete er das Zisterzienserkloster in Fürstenfeldbruck.
Und dann ist da natürlich auch die berüchtigte Agnes Bernauer, die schöne Baderstochter, die der Hexerei bezichtigt und 1435 in der Donau ertränkt wurde, weil sie dem Vater von Prinz Albrecht von Bayern-München, dessen Geliebte sie war, ein Dorn im Auge war. Sie gehört ebenso in den Kreis der Kandidatinnen.
Eine unglückliche Italienerin
Oder aber ist es der Geist der schönen Kurfürstin Henriette Adelaide von Savoyen? Sie gehört zu den faszinierendsten Persönlichkeiten der bayerischen Geschichte, war Gemahlin von Ferdinand Maria. Die gebildete und sehr an Kultur interessierte Frau wurde als junges Mädchen gegen ihren Willen mit dem Wittelsbacher verheiratet, musste dem schönen Italien den Rücken kehren. Ihrem Einfluss ist es zu verdanken, dass die italienische Lebensart im noch vom Dreißigjährigen Krieg gekennzeichneten München einkehrte. Doch das Unglück nahm im Jahre 1674 seinen Lauf – die prachtvolle Residenz fiel einem verheerenden Brand zum Opfer. War es vielleicht sogar die Unachtsamkeit der Kurfürstin selbst, die das Feuer auslöste? Fest steht, dass Henriette Adelaide nur mit einem Nachthemd bekleidet sich selbst und ihre Kinder gerade noch aus dem Inferno retten konnte. Von den Folgen erholte sich die Kurfürstin nicht mehr. Sie starb zwei Jahre darauf.
Die kinderlose Kurfürstin
Unter Wittelsbachern erzählt man sich offensichtlich eine andere Geschichte. Nach Adalbert Prinz von Bayern soll die Schwarze Frau keine Geringere als Maria Anna, die Gemahlin des letzten bayerischen Kurfürsten, Maximilian III. Joseph, genannt der “Vielgeliebte”, gewesen sein.
Was könnte diese verbrochen haben, dass sie nach ihrem Ableben ihr Dasein als Gespenst fristen müsste? Einige lasten ihr an, dass sie keinen Thronfolger zu Welt brachte – und damit den bayerischen Zweig der Dynastie verdorren ließ (auch wenn manche behaupten, ihr Gemahl wäre dem weiblichen Geschlecht gegenüber abgeneigt und schlicht und ergreifend seinen ehelichen Pflichten nicht nachgekommen). Wie dem auch sei: Die Nachfolge ihres Gatten trat Kurfürst Karl Theodor aus der pfälzischen Linie an. Und den mochten die Bayern so gar nicht …
Wenn die Todesfee singt …
Dass unheimliche weibliche Erscheinungen den Tod von Fürsten ankündigen, ist nicht nur in Bayern üblich. Eine weiße Frau kennen die Hohenzollern, die sich übrigens ebenso auf die oben erwähnte Gräfin von Orlamünde berufen.
Möglicherweise steckt ein keltischer Mythos dahinter: in der irischen Sagenwelt ist die banshee bekannt, die Todesfee, die das Sterben eines Clanmitglieds nächtens durch unheimliche Gesänge vor den jeweiligen Adelssitzen anzukündigen pflegt. Die Schwarze Frau der Wittelsbacher hingegen ist ein stiller Geist. Ein typisches Kennzeichen von Phantomen, von denen grundsätzlich für den Normalsterblichen keine Gefahr ausgeht. Es sei denn, man ist ein Wittelsbacher …
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